Qi, Xue und Säfte
Die Begriffe Qi, Xue und Säfte sind im Alltagsgebrauch sehr missverständlich. Qi wird häufig übersetzt mit Lebensenergie oder Lebenskraft - vereinfacht funktioniert das wohl, trifft den Kern jedoch nicht. Xue („Blut“) und Säfte bezeichnen weitere energetische Substanzen, die mehr den Yin-Aspekt der Energien darstellen. In Sprichworten wie „ruhiges oder kühles Blut bewahren“, „ein hitziges Gemüt haben“ kommt auch die deutsche Sprache der chinesischen Theorie sehr nahe.
Der aus dem Englischen übernommene Ausdruck „chillen“ bedeutet (ab-) kühlen; im amerikanischen Slang auch: sich beruhigen und entspannen.
Ted J. Kaptchuk bezeichnet in seinem Lehrbuch das Qi als Energie an der Schwelle zur Materialisation und als Materie am Horizont zur Energie - quasi gleich der Äquivalenz von Energie und Masse (E=mc²) der speziellen Relativitätstheorie.
In der chinesischen Vorstellung durchdringt und begleitet Qi alles was existiert und geschieht. Die Welt entstand aus dem Ur-Qi. Als sich Yin und Yang trennten, sank das, was Yin-Qi war, dunkel und schwer nach unten und bildete die Erde, das was Yang-Qi war, stieg hell und klar nach oben und bildete den Himmel. Das Geschöpf was Yin und Yang in ausgewogenem Mass erhielt, war der Mensch in der Mitte zwischen Himmel und Erde.
Das Qi ist eine Energie, die verbraucht wird und daher regeneriert werden muss. So nimmt der Mensch beim Einatmen reines unverbrauchtes Himmels-Qi auf und atmet verbrauchtes Qi ab, nimmt mit dem Essen Nahrungs-Qi auf, das mit seinem Ur-Qi und dem über die Atmung zugeführten Himmels-Qi vermischt wird.
Das Ur-Qi und Jing (Essenz) bilden die von den Eltern vererbte Konstitution. Beide Energien verbrauchen sich und können nicht vermehrt, sondern nur durch Zufuhr von hochwertigem Nahrungs-Qi und Himmel-Qi sowie durch einen von Achtsamkeit geprägten Lebenswandel vor allzu rasantem Verbrauch bewahrt werden, denn hat der Mensch sein Ur-Qi und Jing verbraucht, ist auch das Leben zu Ende.